eBooks: Was tun, damit der Markt „anspringt“?

Pünktlich zur Buchmesse noch ein paar Zeilen zu den Sozio-technischen Aspekten des eBook-Marktes.

Die häufig gehörte Aussage, daß zu den Formaten in Deutschland Sicherheit herrsche, weil die deutsche Industrie sich auf das ePub-Format geeinigt habe, ist deutlich zu kurz gesprungen. Egal ob es den deutschen Verlagen passt, egal ob es mir passt: Der deutsche eBook-Markt hat sich schon internationalisiert bevor er in Deutschland richtig angesprungen ist. Die wichtigsten Player auf dem Feld haben sich eben nicht auf ePub geeinigt: Amazon und Apple. Beide bieten Bücher (nur) in ihren Reader-spezifischen Formaten an.

Am Ende wird die Frage nach dem überlegenen Format nicht von den Verlagen getroffen, auch nicht vom Börsenverein des deutschen Buchhandels und auch nicht von irgendeiner anderen Institution. Die Entscheidung treffen wir: Die Leser. Wir entscheiden uns für ein Format, denn wir kaufen die Lesegeräte und damit die Formate. Da im Moment die Content-Auswahl wenigstens auf dem deutschen Markt immer noch schlecht ist, entscheiden wir uns nach den Versprechen, und nach der Glaubwürdigkeit. Der deutsche Buchhandel hat seit mindestens drei Jahren Content-Auswahl versprochen und nicht geliefert. Sowohl Amazon als auch Apple haben aus anderen Branchen den Ruf, ihre Versprechen in rasendem Tempo einzulösen. Ihre „Lesegeräte“ verbreiten sich wie ein Lauffeuer.

Wir haben hier ein Henne-Ei-Problem: Keine eBook-Reader im Markt weil es kein ausreichend verlockendes Content-Angebot gibt, und kein Content-Angebot, weil nicht genug eBook-Reader im Markt sind. Bald wird jemand dieses Henne-Ei-Problem knacken. Ich bin gespannt, wer es ist. Mein persönlicher Tipp ist Apple. Wenn Apple (oder Amazon) diesen Kreislauf knacken, ist die Diskussion zu Ende. Ein Format gewinnt und sein Besitzer diktiert langfristig die Bedingungen. Wenn die Verlage in die Initiative gehen, wird die Zukunft für uns alle offener. Eine unternehmerische Entscheidung ist gefragt, und unternehmerische Entscheidungen sind nun einmal riskant.

Aus diesen Überlegungen heraus: Hier sind meine Bitten / Empfehlungen an die deutschen Verleger.

  • Bitte bitte bitte bietet überhaupt erst einmal eBooks an! Im Moment ist das Verhältnis verfügbare eBooks zu lieferbare Papierbücher zwischen 1:500 und 1:1.000, das ist viel zu wenig. Das bedeutet im Schnitt, daß jeder deutsche eines der jetzt schon besessenen Bücher auch als eBook bekommen kann, oder noch weniger.
  • Bitte haltet die Preise im Rahmen! Ich, euer Kunde, soll das 15-fache eines Buchpreises in einen eBook-Reader investieren und das Risiko dieser Investition tragen? Da wundert’s mich nicht, daß der Markt nicht anspringt.
  • DRM stört die legitime Verwendung der Bücher und ist ein Usability-Killer. Macht’s wie O’Reilly: Seid die Good Guys, die Good Guys beklaut man nicht.(Details könnte man am konkreten Portfolio über einen Businessplan austüfteln…)
  • Lasst den Quatsch mit der Formatbindung. Auch hier: Macht’s wie O’Reilly: Einmal gekauft, in bis zu sechs Formaten (APK, DAISY, ePub, Mobi, PDF, Mathematica) verfügbar. Der Mehraufwand ist sowieso nahe null, und die Kundenbasis vergrößert sich dramatisch. Auch so kann man den Teufelskreis knacken…

Dieser Artikel wurde inspiriert von den folgenden Quellen im WWW:

Und, last but not least, noch ein Twitter-Tip von b2b_nachrichten: „Wann fällt die Buchpreisbindung bei E-Books? Mangelnde Nachfrage nach digitalen Büchern wegen rigider Preispolitik?

Fröhliche Buchmesse. Interesse an einem Treffen am Sonntag? -> Twitter-Direktnachricht an @digitalbastler

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