Ein eBook hat mich gefangen – obwohl ich eigentlich eBooks bisher nicht ernst nehme. Schlimmer noch: es ist ein eBook auf dem iPhone. Doch von Anfang an:
Vor einigen Tagen habe ich irgendwo die Empfehlung von „Stanza“ gefunden, eBook-Software u.a. für’s iPhone. Es gab eine Handvoll kostenlose Bücher in diesem Format, also habe ich eines davon geladen. Seitdem hat mein iPhone schmierige, horizontale Streifen etwa auf halber Höhe vom vielen Umblättern.
Stanza als eBook-Reader ist eigentlich ganz OK, das Programm fühlt sich einfach gut an. Doch Anfang und Ende des ganzen eBook-Hypes sind für mich im Gegensatz zum Presserummel seit der letzten Buchmesse die verfügbaren Bücher. Klar, mit einem englischen Kindle und dem Amazon-Programm im Rücken ist man zunächst einmal fein ‚raus. Doch wer wenigstens hin und wieder ein deutsches Buch lesen will, steht momentan noch im Regen – sowohl bei Amazon als auch bei allen anderen: Die deutschen Verlage mauern, sie haben zu viel Angst vor Raubkopien um irgendein sinnvolles Angebot auf die Beine zu bekommen.
Schade eigentlich – die „Raubkopien“ von Musik waren es, die dem digitalen Musikmarkt zum Durchbruch verhalfen. Der MP3-Markt und auch der eBook-Markt sind typische Netzwerk-Märkte, wie z.B. auch Kreditkarten. Solange es keine Kreditkarten / MP3-Player / eBook-Reader gibt – wozu sollte ein Händler Kreditkarten akzeptieren / ein Kunde einen MP3-Songs oder eBook-Dateien kaufen? Und umgekehrt, solange kein Händler Kreditkarten akzeptiert / niemand MP3-Songs oder eBook-Dateien hat, wozu sollte man in eine Kreditkarte / einen MP3-Player / einen eBook-Reader investieren? Immerhin trägt die Investition der Kunde, und bei den heutigen Preislücken zwischen eBooks und Taschenbuch (praktisch keine) wird es laaange dauern, bis sich ein eBook-Reader gelohnt hat.
Um zum Problem zurück zu kommen: Wenn man überhaupt genügend interessante eBooks findet! Bei den MP3s konnte man ja im CD-Regal anfangen und sich so einen Grundstock aufbauen. Eine CD rippen dauerte nie länger als eine CD und war immer ein vollautomatischer Vorgang. Ein Buch einscannen und durch die OCR laufen lassen – das ist eine ganz andere Nummer… Da kann man’s ebensogut von Papier lesen.
Doch wir schweifen ab… Immerhin: Durch die kostenlosen Angebote von Stanza habe ich ein wirklich interessantes (englisches – was soll’s?) eBook gefunden. Und jetzt?
Jetzt sitze ich um 00:30 hier und kann von dem Buch nicht lassen. Das Buch ist echt spannend, ich wünschte, ich hätte es auf Papier.
Denn bei aller Liebe zu Stanza, ein iPhone ist einfach ergonomisch MIST. Um anständig lesen zu können, muß man das Dings in der Hand halten (Augenabstand, Lesewinkel usw.). Sogar wenn man diese Probleme in den Griff bekäme, man müsste etwa alle 100 Worte umblättern.
Hat schon jemand den Begriff „eBook-Schulter“ geprägt?
Viel zu spät mit einem spannenden Buch und einer noch viel verspannteren Schulter herumsitzen und nicht aufhören können. Das ist der eBook-Blues.
Ein Kommentar