Die Weihnachtspause ist vorbei, und weiter geht’s mit großen und kleinen Projekten. Heute: Ich werde demnächst meinen Facebook-Account löschen
Die neuen Privatsphäre-Einstellungen und vor allem ihre Einführung sind für mich inakzeptabel. Ich halte mich durchaus für Datenschutz-sensibel, aber ich habe die Tragweite nicht begriffen bis jetzt ein Interview veröffentlicht wurde. Unter dem Deckmäntelchen von „mehr Kontrolle der Nutzer über über ihre Daten“, wurden andere Daten welt-sichtbar und durchsuchbar gemacht. Ohne daß der User Kontrolle über diese Datensätze gehabt hätte oder seitdem hat. (Naja… man kann den Account löschen)
Für mich geht’s um drei wesentliche Punkte:
- Hier und heute habe ich keine Möglichkeit mehr, bestimmte Inhalte privat zu setzen. Das ist für mich nicht akzeptabel.
- Die Datenschutz-Optionen bei Facebook sind mir zu komplex. Als alter Datenschutz-Freak kriege ich das gerade noch hin, aber beispielsweise meine Eltern? Und: meine Inhalte werden ja auch auf der „Wall“ meiner Freunde veröffentlicht… Haben alle meine Facebook-Freunde ihre Einstellungen im Griff?
- Der wichtigste Punkt: Einfach so per AGB-Änderung die Sichtbarkeit meiner Inhalte ändern? Liebe Leute bei Facebook, das macht ihr höchstens ein Mal mit mir. Klar konnte ich da auch „Nein“ klicken – aber wie gesagt: Ich hab’s einfach nicht mehr überrissen.
Sogar wenn ich Facebook vertraue, daß sie nie wieder im Vorbeigehen die Sichtbarkeit meiner Daten ändern – bestimmte Daten sind jetzt unwiderruflich öffentlich und über die API durchsuchbar (für Google?). Ich weiß zwar nicht wer, aber irgendjemand wird damit unweigerlich auf dumme Ideen kommen. Wie wäre es mit einer „Facebook-Dossier-Anwendung“ für Personalabteilungen, die wahlweise vollständige Facebook-Akten über Bewerber oder Mitarbeiter anlegt oder Facebook-Daten mit Firmendaten abgleicht, um bspw. Facebook-Aktivitäten an Krankheitstagen automatisch zu detektieren? Der Markt ist riesig – so etwas wäre zwar in Deutschland, in der EU nicht erlaubt, aber es gibt ja auch noch USA, Indien und China. Wer wollte ein Auslandspraktikum machen? Und: Den Einsatz einer solchen Anwendung muß man erst einmal nachweisen…
In einem Kommentar zu diesem Posting „Why Facebook’s Privacy Changes are Detrimental to Users“ behauptet der User „takingnotice“ sogar, daß man über die API an Daten herankommt, die der Nutzer für „gelöscht“ hält. Das wäre unglaublich: Über die API könnten in diesem Fall beliebige Facebook Apps mehr sehen als ich selbst!
Wenn ich jetzt auf meinen Facebook-Bildschirm schaue, sehe ich zu „Profilbild einrichten“: „Keine Sorge, du kannst es jederzeit ändern“. — ja, den aktuellen Zustand kann ich jederzeit ändern. Aber ich kann jetzt nichts mehr dagegen machen, daß irgendjemand (bei Personen u.U. versehentlich, bei API-Zugriff einfach „Vorratsdatenspeicherung“) einen historischen Stand speichert und veröffentlicht. Möglicherweise wird auch dieser Schritt Facebook populärer machen, aber nicht zu Lasten meiner Privatsphäre.
Was kommt als nächstes? Für mich: Die Abmeldung.
Referenzen (im Kern steht überall das gleiche):
- Deutsch: „Facebook-Boss nennt weniger Datenschutz zeitgemäß„
- Deutsch: „Für den Facebook-Chef ist Privatsphäre nicht mehr zeitgemäß„
- Englisch: „Facebook’s Zuckerberg Says The Age of Privacy is Over„
- Englisch: „Facebook Founder on Privacy: Public Is the New “Social Norm”„
- Englisch: „Why Facebook’s Privacy Changes are Detrimental to Users„
- Englisch: Harte Gerüchte – wenn das stimmt… „Conversations About the Internet #5: Anonymous Facebook Employee„
Ein Kommentar