Ein Laptop mit zwei verbastelten Partitionen: C zu klein, D zu groß. Hier betrachten wir, wie man mit dieser Situation umgehen kann.
tl;dr
Grundkenntnisse in Linux und Festplattentechnik notwendig.
- Die erste Nacht: Festplattenimage mit Clonezilla – Check
- Die zweite Nacht: Partitionsänderungen mit GParted – Check
- Windows bootet wieder – Check
- Daten von D unlesbar – Oha! Gut dass wir ein Backup der Dateien haben…
Ob das Image erfolgreich wiederhergestellt hätte werden können, haben wir nicht getestet.
Gesamteindruck: Das Problem ist lösbar, allerdings ist Datenverlust keine hohle Phrase sondern ein reales Risiko.
Ausgangslage: Laptop unbenutzbar
Ein Freund hatte mich um Hilfe gebeten: Ich sollte seinen … verunglückten Laptop wieder auf die Beine bringen. Die Partition C war im Lauf der Zeit durch Nutzdaten („Dokumente“ bzw. „Home-Verzeichnis“ lagen auf C und viele Programme legen Daten ungefragt dort ab), Updates und anderes so weit zugelaufen, dass mit dem Gerät nicht mehr gearbeitet werden konnte – obwohl er alle Daten unter seiner Kontrolle konsequent auf D abgelegt hatte. Dadurch konnte bspw. der Virenscanner keine Updates mehr herunterladen.
Das ist zunächst für den Bastler eine komfortable Situation: Da kann man nichts mehr kaputt machen.
Werkzeugkiste: Was geht?
In einem ähnlichen Fall vor ein paar Jahren hatte ich erfolgreich mit GParted die Welt gerettet. Allerdings ist völlig klar: Das ist eine Operation am offenen Herzen, die Chancen ohne Datenverlust durchzukommen, waren bestenfalls 50-50. Also: BACKUP! Ich bat meinen Freund, alle ihm wichtigen Daten selbst zu sichern – vergass aber nachzufragen, ob das tatsächlich geschehen ist.
Leider hatte ich kein Passwort, um auf den Laptop zuzugreifen. Das macht ein „eigenes“ Backup erst einmal schwierig. Im ersten Schritt legte ich also ein Image der gesamten Festplatte an. Kollegen (professionelle IT’ler) hatten mir dazu Clonezilla empfohlen.
Aber Vorsicht: Sowohl GParted als auch Clonezilla sind Linux-Werkzeuge. Ohne ein gewisses Maß an Linux- und Hardware-Kenntnissen ist Datenverlust vorprogrammiert.
Also los geht’s.
Schritt 1: Backup mit Clonezilla
Clonezilla verspricht, eine blockweise Kopie der gesamten Festplatte anzulegen. Zunächst habe ich also Clonezilla Live auf CD gebrannt und den Laptop von dieser CD gestartet. Der Plan ist, das Backup auf einem ans Heimnetzwerk angeschlossenen NAS mit ausreichend Speicher abzulegen, andere Möglichkeiten sind ähnlich einfach.
Zunächst erscheint ein Boot-Menü, da wählen wir den ersten Eintrag „Clonezilla Live (Default Settings, …)“ und drücken die Daumen, dass der Laptop keine exotische Hardware verwendet, die von den Default Settings nicht abgedeckt wird. Es stellt sich heraus: Zu Recht. So weit, so gut. Dann stellt man Sprache und Keymap ein.
Es folgt ein Menü, in dem man wahlweise Clonezilla starten oder in die Kommandozeile eintauchen kann. Letzteres lohnt sich beispielsweise für eine komplexere Netzwerkkonfiguration. Mit einem Ethernet-Kabel an der Fritz-Box ist das aber kein Thema :-).
Clonezilla hat eine schöne Textmode-Menüführung, die zunächst die Auswahl des richtigen „Betriebsmodus“ verlangt.
Hier ist „device-image“ ist die richtige Wahl. Als nächstes steht die Auswahl des Backup-Mediums an:
Das NAS bietet einen Samba-Server an, also ist für mich „samba_server“ hier die richtige Wahl. Bitte jetzt mitdenken und die eigenen Pläne umsetzen.
Als nächstes wird das Netzwerk so konfiguriert, dass das Samba-Verzeichnis gemountet werden kann. Dieses Thema ist leider zu sehr vom eigenen Netzwerk und dem eigenen Samba-Server abhängig, um es aussagekräftig hier zu behandeln, ebenso wie die konkrete Beschreibung der Backup-Schritte. Für einen halbwegs technisch interessierten Linux-User sind hier auch keine ernsthaften Stolpersteine.
Das Ganze dauert … ein wenig, diesen Schritt lässt man am Besten über Nacht laufen (Vorsicht vor Stromspar-Abschaltungen!). Am nächsten Morgen gibt es auf dem NAS ein Verzeichnis mit ca. 20 Dateien (je nach zu speichernder Datenmenge): Das Image.
Schritt 2: Backup Validieren
Jetzt wäre es natürlich schön, wenn man das Backup validieren könnte.
Keiner will ein Backup. Was die Leute wirklich wollen, ist der Restore.
(jeder Admin mit gesundem Menschenverstand)
Leider gibt es dabei ein Problem, oder genau genommen ein Risiko (also ein Problem, das man nicht akut hat, aber bekommen könnte): Was passiert, wenn man das Backup nicht mehr einspielen kann?
Natürlich gäbe es theoretisch die Möglichkeit, das Backup wieder zurückzuspielen und so zu prüfen, ob es tatsächlich funktioniert. Allerdings: Falls nicht, hat man genau mit dieser Aktion das Original zerstört.
Profi IT-ler validieren darum den Backup-Prozess in einer Umgebung, in der ein zerstörtes Original kein Problem ist, typischerweise mit einem dieser drei Verfahren:
- In einer virtuellen Maschine. Das ist am einfachsten, scheitert aber in unserem Fall daran, dass dazu das Original auch eine VM sein sollte.
- Mit einem Gerät, bei dem Datenverlust egal ist
- Mit einem Gerät, von dem es ein anderweitig zuverlässiges Backup gibt.
Wie gesagt: In unserem Fall gibt es ohnehin nichts zu verlieren (das war so auch mit dem Besitzer des Laptops abgesprochen), also weiter…
Schritt 3: Partitionsgröße umstellen
Nach dem alten Motto „lieber gut geklaut als schlecht selbst erfunden“ verweise ich hier auf diesen Artikel bei Howto-Geek: https://www.howtogeek.com/howto/windows-vista/using-gparted-to-resize-your-windows-vista-partition/.
Die wichtigsten Schritte in Kürze auf Deutsch:
- Das Ganze beginnt damit, GParted Live auf CD zu brennen und von dieser CD zu starten. Wir werden von einem GUI begrüsst.
- Dann wählt man die zu bearbeitende Partition im GUI aus – Rechtsklick auf „Resize/Move“
- In der resultierenden Dialogbox die neuen Parameter einstellen (geht grafisch oder über die drei Eingabefelder). Die Änderungen werden nicht sofort übernommen!
- Schritt 3 ggf. mit weiteren Partitionen wiederholen, bis man die gewünschte Konstellation zusammengestellt hat.
Ich empfehle dringend: Eine Festplatte nach der anderen!
Im vorliegenden Fall musste C vergrößert und D verkleinert werden. - Im Hauptbildschirm den Haken „Apply“ auswählen, ggf. Sicherheitsabfragen richtigherum beantworten.
- Geduld und Daumendrücken (ich habe diesen Schritt eine Nacht durchlaufen lassen, je nach Datenmenge auf den bearbeiteten Partitionen kann das Stunden dauern).
- Neu starten
Der Artikel bei Howto-Geek ist von 2007 und fährt fort mit einem Problem mit der folgenden Beschreibung:
Unless you are very lucky, you’ll be greeted with this horrible error message saying “Windows Failed to start. A recent hardware or software change might be the cause.”
Doch der Artikel ist schon zehn Jahre und ca. 20 GParted-Versionen alt. Ich habe das bei den letzten beiden Umpartitionierungen nicht erlebt.
Schluß: Schreck und Auflösung
Was mir zuletzt allerdings passiert ist ist, dass Windows mit den neuen Partitionen zuerst Checkdisk laufen ließ und die Daten von einer Partition nicht mehr zu retten waren.
Eigentlich wäre das jetzt die Stelle, um das Festplatten-Image wieder einzuspielen (und auf diese Weise hoffentlich das Backup zu validieren). Allerdings war mein Freund schlau genug gewesen, ein Backup der wichtigen Dateien auf der Benutzer-Ebene herzustellen.
Die schlechte Nachricht ist natürlich: Kein Erkenntnisgewinn über Imaging mit Clonezilla.
Die gute Nachricht ist: Der „Kunde“ ist glücklich, und die nächsten zwei Nächte sind „frei“ (Image wiederherstellen, Testen und den GParted-Schritt noch einmal durchlaufen ist nicht nötig).